Projekte

EUROMicroFest mit Microtonal Projects

Auf vielen Festivals und Konzertreihen wird mikrotonale Musik unter dem Vorzeichen von zeitgenössischer Musik präsentiert. Die Idee, ein Festival zu etablieren, dessen Schwerpunkt auf die Mikrotonalität an sich gerichtet ist, ermöglicht ein weites Feld an unterschiedlichen Stilrichtungen unter einem Dach zu vereinen. Es handelt es sich um Musik, welche durch den Einsatz unterschiedlicher Stimmungen und Tonsystheme zu einem spezifischen und eigenständigen emotionalen Ausdruck gelangt. Obwohl dies neue Kompositionstechniken hervorbringen mag, liegt unser Fokus mehr auf der daraus entstehenden Musik als auf den Systemen selbst.

Auf diese Weise bekommen Komponisten, Theoretiker, Instrumentenentwickler und Designer Möglichkeiten für den Austausch und die Präsentation der eigenen Ideen.  Weltmusik und historische Musik, die unkonventionell mit Tonhöhen verfährt oder das im abendländischen Kulturkreis konventionelle Tonsystem erweitert, sind gleichermaßen Teil des EUROMicroFest und bereichern das Programm.

FREISPIEL

Es kam Bewegung in Freiburgs außergewöhnliche Konzertreihen: Ab der Spielzeit 2015 / 16 wurden die Energien und Aktivitäten von „Echtzeit“, „PPPC“ sowie „Kimmig, Studer, Zimmerlin“ im „Freispiel“ gebündelt. Das letzte Freispiel fand 2019 statt. Dahinter stand die Idee, dem Freiburger Publikum ein interessantes und abwechslungsreiches Programm unter gemeinsamer Flagge zubieten und gleichzeitig nachhaltiger zu arbeiten. Unser gemeinsamer Nenner galt dem Interesse an experimentellen Musikformen. Die Beteiligten brachten als Kuratoren ihre jeweilige Expertise und eigenen Schwerpunkte ein. Wir gaben der improvisationsfreudigen zeitgenössischen regionalen Szene eine Bühne und luden darüber hinaus internationale und nationale Gastkünstler aus verschiedensten Kontexten ein, das experimentelle Element sollte nicht in den bekannten Kreisen gerinnen und die Neugierde auf das eigene Spiel und das Gegenüber sollte erhalten bleiben.

Alle Kunst dem ganzen Volk!

Für die Russischen Kulturtage 2017 in Freiburg nähern sich Künstler des un-sound e.V. in Kooperation mit dem Institut für Neue Musik der Hochschule für Musik Freiburg, dem E-Werk Freiburg und dem Theaterlabor Bielefeld in unterschiedlichen Formaten künstlerischen Formen aus dem russischen Futurismus und der Avantgarde der 10er und 20er Jahre.

Die Installation raum||klang||farb(e) von Astrid und Ephraim Wegner verbindet analoge Filmprojektion auf Super-8-Material mit zeitgenössischen Medientechniken wie digitaler Klangsynthese, der Programmierung künstlicher intelligenter Systeme und Sensortechnik. Ausgehend von einer suprematistischen Komposition Kasimir Malevichs wird der Besucher eingeladen, Verbindungslinien zwischen Formen, Klängen, Farben und Licht zu ziehen und sich den Raum zu eigen zu machen.

raum||klang||farb(e) ist zugleich Bühnenraum und Entwicklungslabor für das Stück Schwan Krebs Hecht, eine hybride Aufführungsform zwischen Performance, Musiktheater, Komposition und Improvisation, von und mit Jan F. Kurth, Yuri Birte Anderson, Anne Munka, Lukas Pergande und Ephraim Wegner. Das verwendete Sprachmaterial vereint Fundstücke, Fragmente und Fiktion und bezieht sich auf Werke dreier Dichter*innen, deren Leben und Schaffen von der Oktoberrevolution in unterschiedlicher Weise beeinflusst wurde: Marina Zwetajewa, Wladimir Majakowski und Ossip Mandelstam.

Im Rahmen des Artist Talks sowie der Finissage der Regionale-Ausstellung im E-Werk zeigt die Filmmusikklasse vom Institut für Neue Musik der Musikhochschule Kompositionen von Pablo Beltran und Edward Fernbach. Zu sehen und zu hören sind Ausschnitte aus Filmen von Dziga Vertov mit musikalischer Live-Begleitung.

duo Contour präsentiert zu seinem 20-jährigen Bestehen mit Battaglia ein Musiktheaterstück von Igor Majcen, inspiriert durch die Literatur von Daniil Charms, dessen makabrer Humor und groteske Verstellung der Texte in sich die tiefste Verzweiflung über die Zerstörung des Menschlichen verbergen. Unter der Regie von Petra Faißt vereinen Stephen Altoft & Lee Ferguson hier auf virtuose Weise Slapstick, musikalischen Witz & schwarzen Humor.

Puppeteering AI

Bei Puppeteering AI befassen sich Daniel Bisig und Ephraim Wegner mit der Entwicklung einer virtuellen Puppe, welche als Partner in Tanz- und Musikaufführungen verwendet werden kann. Die Puppe verfügt über ein Bewegungsrepertoire, welches sie sich anhand von Aufnahmen von realen Tänzern mittels maschinellem Lernen angeeignet hat.

Anhand dieses Repertoires kann sie autonom eigene Bewegungen erzeugen, welche in Form und Ausdruck den urspünglichen Aufnahmen ähneln. Gleichzeitig können die Bewegungen durch einen menschlichen Partner interaktiv beeinflusst werden. Das Prinzip der Interaktion ähnelt demjenigen einer Marionette, indem nur wenige Gelenke direkt beeinflusst werden können, während die restlichen Gelenke indirekt auf die Interaktion reagieren – die virtuelle Puppe versucht aus ihrem Repertoire Bewegungen auszuwählen, die mit den interaktiv gesteuerten Gelenken übereinstimmen.

Ein weiterer Schwerpunkt von Puppeteering AI bezieht sich auf das Übersetzen der generierten Bewegungen in ein visuelles und klangliches Erscheinungsbild. Für die Visualisierung werden grafische Verfahren eingesetzt, welche die Puppe als dynamisch formbare Oberfäche darstellen, deren Erscheinungsform zwischen humanoiden und amorphen Eigenschaften variieren kann. Für die akustische Umsetzung wird ein virtuelles Instrument eingesetzt, welches die Schwingungen einer Oberfläche simuliert. Die Puppe übernimmt die Rolle eines virtuellen Musikers, welcher durch Berührung das Instrument in Schwingung versetzt und Klang erzeugt.

Puppeteering AI kommt in mehreren Tanzproduktionen zur Anwendung: Artificial Intimacy und Skin Diving (Shibui Kollektiv). Parzival_Game On (Tanzensemble S.o.L.D).

Präsentationen und Vorträge fanden auf der Generative Art Conference, ACM CHI – Conference on Human Factors in Computing Systems, dem Tag der Forschung an der ZHdK oder bei NEXUS EXPERIMENTS / BrainLinks-BrainTools der Universität Freiburg statt.